Schon vor einigen Tagen berichtete ich über die teils katastrophale Situation einiger Warenhäuser. Sie waren schon vor der Coronakrise in Schwierigkeiten. Die erzwungenen Ladenschließungen haben nun eine Abwärtsspirale in Gang gesetzt, die vielleicht nicht mehr gestoppt werden kann. Während die deutsche Bundesregierung die Gefahr bereits vor Wochen sah und einen kleinen Schutzschirm aufspannte, stehen US-Konzerne noch schutzlos da.
Macys` Zulieferer bekommen keine Warenkreditversicherung mehr
Für den US-Warenhauskonzern Macy’s zündeten Versicherungsgesellschaften in dieser Woche eine Nuklearwaffe. Sie verweigern inzwischen Macy’s Zulieferern eine Versicherung ihrer Lieferungen an Macy’s. Unternehmen können eine solche Warenkreditversicherung abschließen, wenn sie sichergehen wollen, ihr Geld auf jeden Fall zu erhalten. Gerade bei finanziell eher schlechter aufgestellten Kunden wie Macy’s ist die Versicherung nicht für die Zulieferer wichtig, sondern gerade auch für den Kunden der Zulieferer. Denn wenn die Lieferanten aus Angst um ihre Forderungen die Lieferungen einstellen oder auf Vorauskasse bestehen, ist die Insolvenz kaum noch abzuwenden.
In der Regel wird vereinbart, dass gelieferte Waren erst Wochen oder gar Monate nach der Lieferung bezahlt werden müssen. Das ermöglicht Warenhäusern, die bestellten Waren zu verkaufen, bevor sie sie überhaupt bezahlen müssen. Für die Kunden ist das eine sehr liquiditätsschonende Vereinbarung. Die Lieferanten gehen jedoch voll ins Risiko. In Deutschland mussten das bereits die Zulieferer von Karstadt (im Schutzschirmverfahren) und Douglas auf die harte Tour lernen. Beide Konzerne verlängerten einseitig ihr Zahlungsziel, so auch einige US-Anbieter.
Macys drohen jetzt Vorauskasse oder Lieferstopps
Ist die Zahlungsfähigkeit des Kunden zweifelhaft und stehen keine Versicherungen mehr bereit, die die Forderungen absichern wollen, sind die Einstellung der Geschäftsbeziehung oder Vorauskasse die beiden letzten Mittel zum Schutz des eigenen Unternehmens. Lücken im Sortiment wiederrum senden an Kunden wie Lieferanten das Signal, dass etwas nicht mehr stimmt mit dem Warenhaus. Wie Dominosteine könnte das Lieferantennetzwerk in sich zusammenstürzen. Vorauskasse ist für die Kaufhäuser jedoch auch keine Option, da die gar nicht mehr die Liquidität besitzen, um ihren Warenbestand vorzufinanzieren. In Deutschland sichert daher der Staat den Versicherungsgesellschaft zu, Schäden von bis zu 30 Milliarden Euro aus eingegangenen Versicherungsverträgen zu übernehmen. Damit will die Regierung sicherstellen, dass Lieferanten auch in der Krise ihre Kunden bedenkenlos beliefern.
Um sich Zugriff auf Liquidität zu verschaffen, will Macy’s die eigenen Immobilien als Sicherheit für neue Kredite hinterlegen. Das ist zwar für neue Kreditgeber eine gute Nachricht, aber eine umso schlechtere für Aktionäre und bereits bestehende, unbesicherte Kreditverträge. Im Falle einer Insolvenz würden die Immobilien den neuen Kreditgebern zugesprochen werden, womit für Aktionäre und unbesicherte Kredite kaum noch Masse übrig bliebe. Es liefe auf einen Totalverlust hinaus. Sind die Immobilien erst einmal verpfändet, dürfte jeder weitere Kredit ausgesprochen teuer werden für Macy’s. Denn den möglichen Totalverlust würden sich Kreditgeber fürstlich mit hohen Zinsen vergüten lassen.
Trotz mieser Nachricht 8,9% Tagesgewinn bei Macys
Gleichwohl gehörte Macy’s gestern zu den Gewinnern am Markt, was die Geschichte um irrationale Märkte um eine Episode reicher macht. Der Aktienkurs stieg am Dienstag um 8,9%. Macy’s gehörte zu einer ganzen Reihe an Handelskonzernen, deren Aktien eine kleine Tages-Rallye veranstalteten. Grund war die Ankündigung zahlreicher US-Bundesstaaten, die Schließungsanordnungen für Geschäfte zu lockern.
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