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Prognosen und Rückblick

Prognosen abzugeben ist einfach. Doch an den Börsen entscheidet allein die Trefferquote und die Gesamtrendite über den Mehrwert für die Anleger.

88,8 Prozent Trefferquote bei den Prognosen

Das Lesen von Prognosen diverser Finanzexperten beschert dem Publikum zunächst nur einen Unterhaltungswert. Doch an der Börse geht es primär darum, wie viel Geld tatsächlich mit den Vorhersagen verdient werden konnte. Daher heute ein Rückblick auf die Prognosen aus meinen Artikeln der letzten Monate.

Abgeleitet aus meiner über 25-jährigen Börsenerfahrung und meinen Erwartungen zukünftiger Entwicklungen hatte ich mich in den vergangenen Monaten und seit dem Beginn meiner Tätigkeit für die FMW zu folgenden Anlagen prognostisch geäußert: Gold, Silber, Minenaktien, DAX, Euro, britisches Pfund, türkische Lira, Zinsen und Geldpolitik (qualitativ und quantitativ).
Die Trefferquote beträgt seit September bei den Einzelprognosen 88,8 Prozent, wobei der einzige Verlust 3,17 Prozent beträgt (türkische Lira) und der größte Gewinn 15,4 Prozent (Minenaktien). Mein Gesamtportfolio (Cantillon-Depot) konnte seit dem Start am 7. Oktober immerhin +3,84 Prozent nach allen Kosten erwirtschaften.

Acht Treffer und eine Fehlprognose

Umso mehr Zeit seit der Veröffentlichung meiner Prognosen verging, umso mehr traten die jeweiligen Prognosen ein. Lediglich meine Erwartung, dass die türkische Lira sich weiter erholen würde, war eine Fehleinschätzung. Vor allem die andauernden außenpolitischen Abenteuer des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan sowie die inadäquate Geldpolitik der Türkischen Zentralbank (Türkiye Cumhuriyet Merkez Bankası – TCMB) führten zu einem neuerlichen Schwächeanfall der türkischen Lira.
Rückblickend war es auch falsch anzunehmen, dass sich das angespannte Verhältnis zwischen der Türkei und den USA wieder verbessern würde. Der direkte Einfluss des türkischen Präsidenten auf die Geldpolitik der TCMB bis hin zum Austausch der geldpolitischen Führungsriege und deren willfährige Zinspolitik haben ebenfalls zu dem erneuten Vertrauensverlust in die Lira und zu wieder deutlich steigender Inflation in der Türkei geführt.

Es ist zu befürchten, dass die türkische Lira weiterhin schwach bleibt. Zumindest so lange, wie Präsident Erdogan und sein Familienclan die fiskal- und geldpolitischen Entscheidungen in der Türkei dominieren. Darüber hinaus verschärft eine sich wieder abwertende Landeswährung die Ursache der Krise in der Türkei: die überbordende Verschuldung von Verbrauchern und Unternehmen in US-Dollar. Mein Optimismus für die türkische Lira ist daher nicht mehr gegeben. Aufgrund der immer noch relativ hohen Lira-Zinsen sehe ich aber nach wie vor ein Short-Engagement aufgrund der hohen Finanzierungskosten als zu teuer an.

Schlüsselprognose US-Geldpolitik

Die Kernthese zu meinen weiteren Prognosen, mit Ausnahme des britischen Pfunds, war stets die schuldenbedingte Harmonisierung der extrem laxen Geldpolitik aller relevanten Notenbanken weltweit – inklusive der US-Fed. Konkret erwarte ich die konzertierte „Japanisierung“ der globalen Geldpolitik. Die für die weltweiten Finanzmärkte bedeutendste Notenbank, die US-Fed, hat nach drei Zinssenkungen in diesem Jahr für das kommende Jahr jegliche Zinssteigerungen vorerst ausgeschlossen und zudem im Rekordtempo ihre Bilanz wieder aufbläht („Not QE“).

Aus dieser erwartbaren Politik ließ sich mit hoher Wahrscheinlichkeit ableiten, dass der US-Dollar im Zuge des wegfallenden Zins- und Knappheitsvorteils gegenüber anderen Hauptwährungen an Wert verlieren würde, die monetären Edelmetalle Gold und Silber ihre Konsolidierungsphasen beenden und die Aktienmärkte ihre Liquiditäts-Hausse fortsetzen werden. Für die Zukunft ist, bedingt durch die Zwänge, die aus der Erhaltung des globalen Finanzsystems resultieren, damit zu rechnen, dass die Zinsen in den USA ebenfalls Richtung null sinken und sich die US-Notenbankbilanz im kommenden Jahr, wahrscheinlich bereits im ersten Quartal, auf ein neues historischen Rekordvolumen aufblähen wird.

Erfolge und Misserfolg

Meine Prognose zu einem steigenden Kurs der Lira hatte ich bei einem Wechselkurs von 5,767 Lira zu 1 US-Dollar abgegeben. Seitdem hat die Lira entgegen meiner Erwartung 3,17 Prozent gegenüber dem Greenback verloren. Das Pfund konnte hingegen seit meinem Artikel „Brexit – ein schneller Deal im britischen Pfund“ vom 28. Oktober um immerhin 2,6 Prozent zulegen. Ebenfalls korrekt war meine Erwartung bezüglich der Entwicklung der Gemeinschaftswährung zum US-Dollar, die ich in dem Artikel vom 15. Oktober „Euro vs. US-Dollar – das Blatt wendet sich“ erläuterte. Seitdem konnte der Euro zum US-Dollar um 1,8 Prozent zulegen, was für ein Hauptwährungspaar schon eine wahrnehmbare Entwicklung darstellt. Dieser Trend wird sich meiner Überzeugung nach weiter fortsetzen.

Bitte klicken Sie hier um Teil 2 des Artikels zu lesen

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