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Eine aktuelle Studie zeigt: In Deutschland kosten Fonds deutlich mehr als in anderen Ländern. Das hat verschiedene Gründe. Und es gibt erstaunliche Ausnahmen.

Einmal im Jahr untersucht die Ratingagentur Morningstar in ihrer Global Investor Experience Studie die Kosten von Fonds in verschiedenen Ländern. Traditionell schneiden Länder wie Australien, die Niederlande und die USA mit ihren niedrigen Fondskosten hier sehr gut ab. Deutschland gilt dagegen eher als teures Land. Anleger müssen hierzulande vergleichsweise tief in die Tasche greifen, wenn sie in Fonds investieren. Besonders übel sieht es laut Morningstar bei Mischfonds aus, die in Deutschland aufgelegt wurden. Anleger zahlen für Fonds dieser Kategorie im Durchschnitt 1,80 Prozent per annum. Etwas günstiger sind Aktien- und Rentenfonds, die 1,46 beziehungsweise 0,74 Prozent im Jahr kosten.

Ein Grund für die hohen Preise hierzulande sei die gängige Vertriebspraxis mit der Kombination aus Ausgabeaufschlägen und Vertriebsfolge-Provisionen (Kickbacks), die die Anlegerrendite minderten, so Morningstar. Zwar könnten Anleger in Deutschland mit dem Ansprechpartner der jeweiligen Fonds-Vertriebsstelle über die Höhe der Abschlussgebühr verhandeln. Doch in anderen Ländern sind Ausgabeaufschläge längst unüblich. 

Zudem dominiere bei den Beratungskosten das Provisionsmodell. Ausnahmen vom Provisions-Vertrieb seien selten. Fonds, die keine Vertriebskosten enthalten – sogenannte Clean Share Classes –, seien zumeist für Selbstentscheider nicht zugänglich, sondern nur über Finanzintermediäre verfügbar. 

Dass das so ist, haben sich die deutschen Anleger allerdings zum Teil auch selbst zuzuschreiben. Die Bereitschaft, für Beratung zu zahlen, ist in Deutschland kaum vorhanden. Derzeit sind deutschlandweit nicht einmal 200 Honorar-Finanzanlagenberater mit Erlaubnis nach § 34h GewO im Vermittlerregister eingetragen. Gemessen an den insgesamt über 37.000 Finanzanlagenvermittlern ist die Honorarberatung ein Nischenbusiness.

Deutsche Aktienfonds sind preiswerter als deutsche Rentenfonds

Ein erstaunliches Ergebnis der Morningstar-Studie ist, dass es bei den Fondskosten große Unterschiede gibt, wenn es um den Fonds-Typ geht und wo die Fonds aufgelegt wurden. So sind ausländische Mischfonds, die in Deutschland zum Vertrieb zugelassen sind, günstiger als in Deutschland aufgelegte Produkte. Für ausländische Aktien- und Rentenfonds, die oft in Luxemburg oder Irland domiziliert sind, zahlen deutsche Anleger dagegen deutlich mehr als für die deutschen Pendants.

Warum das so, ist bleibt unklar. Denn die Verwaltungskosten für einen Fonds setzen sich zu einem großen Teil aus Fixkosten und zu einem kleineren Teil aus variablen Kosten zusammen. Das bedeutet im Klartext: Je größer das Fondsvolumen ist, desto besser rechnet sich der Fonds für den Anbieter. Denn die Fondsgebühren, die den Anlegern in Rechnung gestellt werden, sind rein prozentual und steigen deshalb mit dem verwalteten Fondsvermögen. Dieser Skaleneffekt gilt für alle Assetklassen. Und er müsste umso größer sein, je mehr Geld in einen international vertriebenen Fonds fließt. Doch ausgerechnet in Luxemburg und Irland aufgelegte Rentenfonds, also Fonds in Standorten, in denen das Geld aus ganz Europa eingesammelt wird, sind deutlich teurer als vergleichbare Rentenfonds, die in anderen Ländern lokal aufgelegt wurden. 

Es gibt keine nachvollziehbare Erklärung dafür. Doch Finanzberater, die ihren Kunden etwas Gutes tun wollen, müssen das Rätsel zum Glück nicht aufklären, sondern können auf dieses Phänomen hinweisen und einen günstigen heimischen Fonds empfehlen.

Der Beitrag Welche Fonds in Deutschland teuer sind – und welche nicht erschien zuerst auf Der Assetmanager.



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