Im EU-Parlament wird derzeit im Rahmen der „Green-Finance“-Gesetzes-Debatte darum gestritten, welche Finanzanlagen als „grün“ gelten dürfen. Finanzmarktteilnehmer verfolgen das Brüsseler Ringen um die richtige Definition mit besonderer Spannung. Denn in der europäischen Hauptstadt werden gerade die Weichen dafür gestellt, welche Investitionen künftig politisch gefördert, und welche verdammt werden sollen. Es gibt nicht wenige Stimmen, die sagen, dass die Erfüllung von Nachhaltigkeitskriterien bald die wichtigste Größe bei der Bewertung von Anleihen und Aktien sein wird. Die Frage ist nur: Welcher Kriterienkatalog soll dabei angewendet werden? Welche Fonds können Vermögensverwalter und Finanzberater ihren Kunden schon heute guten Gewissens empfehlen?
Aktuell ist die Lage unübersichtlich. Die Liste an ESG-, SDG- und anderen Nachhaltigkeitssiegeln ist scheinbar endlos. Fast jede Fondsgesellschaft hat mittlerweile eine Abteilung im Haus etabliert, die eine individuelle Taxonomie mit eigenen Auswahl- und Ausschlusskriterien entworfen hat. Manche Fonds tragen extra die Abkürzung ESG für „Environment Social Governance“, also Umwelt, Soziales und Unternehmensführung im Namen. Andere nutzen ein SRI-Label (socially responsible investing), was für das Einbeziehen sozialer und ökologischer Kriterien in Investitionsentscheidungen steht. Auch SDG (Sustainable Development Goals) ist als Fondskennzeichnung derzeit beliebt. Dabei geht es um die politische Zielsetzung der Vereinten Nationen (UN), eine nachhaltige Entwicklung auf ökonomischer, sozialer sowie ökologischer Ebene zu etablieren. Dafür hat die UN 17 Ziele mit insgesamt 169 Unterzielen definiert.
Fakt ist: Kein Fonds wird mit seinen Investitionen in verschiedene Unternehmen jemals die hehren Ziele all dieser politischen Label gleichzeitig gerecht werden können. Und solange in der EU noch nicht einmal Einigkeit darüber herrscht, was genau ein Investment zu einem grünen Investment macht, bleibt auch immer ein wenig Unsicherheit ob des gewählten Finanzprodukts.
Annäherung über verschiedene Nachhaltigkeits-Portale
Finanzberater, die ihren Kunden nachhaltige Produkte empfehlen möchten, haben mittlerweile die Qual der Wahl. In Deutschland sind derzeit rund 500 Publikumsfonds zum Vertrieb zugelassen, die als nachhaltig gelten. Wer danach sucht, findet auf der Plattform www.nachhaltiges-in- vestment.org eine ganz gute Übersicht. Informationen zu mehr als 300 Fonds bieten auch die Nachhaltigkeitsprofile des FNG unter www. forum-ng.org/FNG-Nachhaltigkeitsprofil.
Wesentlich umfangreicher ist das Informationsangebot von yourSRI. Die Datenbank bietet Informationen zu insgesamt rund 27.000 Fonds, wobei hier nicht nur nachhaltige Fonds porträtiert werden, sondern auch die Nachhaltigkeitsqualität von konventionellen Fonds dokumentiert wird. Auf der Website für Deutschland (www.yoursri.de/funds) lassen sich Fonds nach Konsequenz ihrer Nachhaltigkeitsstrategie sortieren. Dabei können zwei Schwerpunkt-Kriterien gewichtet werden: ESG und Klimaschutz. Die Bewertung dieser Kriterien erfolgt auf Basis des Klima-Ratings des Unternehmens Climetrics sowie von MSCI ESG Research. Die Fonds-Peergroups basieren auf der Lipper Global Classification. Praktisch auch: Ein Prozentranking gibt an, in welchem Umfang die bewerteten Fonds in umstrittene Geschäftsfelder wie Glücksspiel, Waffen oder Tabak investieren. Darüber hinaus wird für jeden Fonds angegeben, ob er die zehn Prinzipien des UN Global Compact berücksichtigt. Dabei handelt es sich um die Initiative für nachhaltige und verantwortungsvolle Unternehmensführung der Vereinten Nationen.
Eine Auswahl der am besten bewerteten „grünen“ Aktienfonds
FundsReseach hat die Suchmaschine von YourSRI angeworfen und die Aktienfonds herausgesucht, die am konsequentesten die Themen Klimaschutz und ESG berücksichtigen. Herausgekommen ist eine Liste mit 19 Fonds, die für beide Bereiche die höchstmögliche Bewertung erhalten haben.
Wie kompliziert die Welt der nachhaltigen Bewertung ist, wird an den Ergebnissen im Detail deutlich. So berücksichtigt keiner der drei am besten bewerteten Europa-Fonds mit ESG-Auszeichnung die UN-Prinzipien für verantwortungsvolle Unternehmensführung. Auch auffällig: Zwei Fonds von BNP Paribas investieren laut YourSRI-Datenbank mehr als ein Fünftel ihrer Assets in Unternehmen mit umstrittenen Geschäftsfeldern, sie berücksichtigen offensichtlich nicht die UN-Ziele guter Unternehmensführung – und werden trotzdem im Ranking für Klimaschutz und ESG-Konformität sehr hoch bewertet.
Bemerkenswert: Im Ranking tauchen nur zwei Fonds von AB und Robeco auf, die laut Ranking eine reine grüne Weste haben: Der AB Sustainable Global Thematic und der RobecoSAM Sustainable Healthy Living glänzen mit höchstem ESG- und Klimaranking, voller UN-Konformität und null Assets in umstrittenen Geschäftsfeldern.
Fazit: Die Suche nach den passenden Fonds für Kunden, die nachhaltige Produkte nachfragen, gestaltet sich derzeit schwierig. Der Markt ist unübersichtlich. Mit Nachhaltigkeitsdatenbanken und viel Geduld lassen sich immerhin Fonds herausfiltern, die hohe Ansprüche an ESG-, SDG- oder SRI-Konformität wenigstens teilweise erfüllen können.
Der Beitrag Das sind die konsequentesten ESG- und Klimaschutzfonds erschien zuerst auf Der Assetmanager.
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