Nach der V-förmigen Erholung im Silberpreis im Anschluss an den Corona-Crash hat der Kurs des weißen Edelmetalls nun einen wichtigen Widerstand erreicht. Eine Konsolidierung würde die kurzfristige Überkauftheit abbauen und die Voraussetzungen für den Weg in Richtung 20-US-Dollar-Marke ebnen.
Silberpreis mit V-förmiger Erholung nach dem Corona-Crash
So schnell wie es mit den Notierungen des Silbers nach unten ging, so zügig ging es fast auch wieder nach oben. Dabei hat sich der Silberpreis in kürzester Zeit von einem Niveau von 11,58 US$/Oz. aus durch Fibonacci-Level, horizontale Widerstandslinien und die gleitende 200-Tage-Durchschnittslinie nach oben durchgearbeitet. Aktuell kostet die Unze Silber in der Weltleitwährung 17,86 pro Unze und damit knapp drei Prozent weniger als gestern bei in der Spitze 18,39 pro Unze. Doch nun hat der Silberpreis mit dem mittelfristigen Abwärtstrend eine charttechnisch harte Nuss zu knacken. Daher ist es kein Wunder, dass die Kurse zunächst konsolidieren. Selbst ein Rücksetzer knapp unter die 200-Tage-Linie bis in den Bereich des Schnittpunkts zwischen Aufwärtstrendlinie und horizontaler Unterstützungslinie bei ca. 16,60 US-Dollar pro Unze würde das bullische Chartbild nicht gefährden.
Zu verdanken hat der Silberpreis die schnelle Erholung, die anderen Rohstoffe, wie z. B. dem Kupfer, in dieser Dynamik bisher verwehrt blieb, vor allem der ultralaxen Geldpolitik der Zentralbanken und der reflexartigen Nachfrage darauf vonseiten der Investoren nach Silbermünzen, Barren und physisch gedeckten Silber-ETF. Zudem hat der Druck von der Terminbörse Comex auf den Silberpreis in den letzten Wochen stark nachgelassen. Die COT-Daten liegen aktuell im positiven Bereich. Der COT-Index signalisiert mit 75 Punkten (Kauf-Zone) nach wie vor ein konstruktives Umfeld für weiter steigende Terminmarktpreise (rote Linie im unteren Bereich des Charts).
Silberproduktion temporär stark eingeschränkt
Die Ausbreitung des Corona-Virus in den bedeutenden Silberförderländern Mexiko, Peru, Chile, Argentinien und Bolivien hat die Zufuhr an neuem Material zuletzt eingeschränkt. Eine Auswertung des GlobalData Mining Intelligence Center zeigt, dass bis zum 18. Mai 66 Prozent der Silberförderstätten weltweit durch Covid-19 beeinträchtigt waren. Erst Anfang Juni beginnen die meisten Silberminen wieder zu arbeiten. Die Auslastung liegt in Ländern wie Peru mit ca 35-40 Prozent jedoch noch weit unter den Normalniveaus von Mitte März dieses Jahres.
Angebotsdefizit bleibt erhalten
Seit dem Jahr 2016 ist die Silberminenproduktion rückläufig. Das Angebot aus Recycling stagniert seit dem Jahr 2015 bei ca. 17 Prozent des Gesamtangebots. Die industrielle Nachfrage ist von 2015 bis 2019 um drei Prozent angestiegen, während die Minenproduktion im selben Zeitraum um zwei Prozent zurückging. Unter Berücksichtigung der Investmentnachfrage rechnet Metals Focus im Jahr 2020 mit einem Angebotsdefizit in Höhe von 105 Millionen Unzen Silber oder 10,6 Prozent des gesamtem weltweiten Silberangebots.
Investoren bleiben auch in Zukunft ein dominierender Faktor
Silber kommt zugute, dass es neben der industriellen Anwendung als deutlich günstigere Alternative zu Gold auch als sicherer Hafen-Investment vor allem in Zeiten desperater Geldpolitik von Anlegern nachgefragt wird. So sind die Bestände der Silber-ETF zuletzt stark angestiegen. Die physischen Nettozuflüsse in Silberinvestitionen (Barren, Münzen, börsengehandelte Produkte etc.), die 2019 im Jahresvergleich um 12 Prozent zulegten, werden in diesem Jahr nach Schätzungen des The Silver Institute voraussichtlich um 18 Prozent anwachsen. Bei den Silberzugängen in die physisch gedeckten ETPs (Exchange Traded Products) wird sogar mit einem Plus von 47 Prozent gerechnet. Damit verwalten die weltweiten Silber-Fonds so viel des weißen Edelmetalls, wie nie zuvor.
Interessant sind die Korrelationen zwischen den Anlageklassen und ihrer Kapitalisierung. Zum Ultimo 2019 gab es überirdisch weltweit bekannte Silbervorräte im Wert von 44 Mrd. US-Dollar. Demgegenüber standen Goldreserven im Wert von 10,9 Billionen US-Dollar. Der weltweite Aktienmarkt hatte ein Volumen von 89,5 Billionen US-Dollar, der Wert der Staatsanleihen betrug 253 Billionen US-Dollar und der Wert aller Immobilien 280 Billionen US-Dollar (Daten-Quelle: Visual Capitalist vom 27. Mai 2020). Aufgrund dieser Korrelationen reichen schon kleinste Umschichtungen zugunsten des weißen Edelmetalls, um den Silbermarkt in ein deutliches Angebotsdefizit und den Silberpreis dynamisch weiter nach oben zu treiben.
Fazit und Ausblick
Die Kursverluste im Zuge der Coronakrise konnte der Silberpreis nahezu komplett wieder aufholen. Die Rahmenbedingungen für weiter steigende Kurse sehen jetzt sogar noch besser aus als vor der Pandemie. Neben der Nachfrage als High-Tech-Rohstoff mit für die Industrie interessanten physikalischen Eigenschaften zu überschaubaren Preisen kommt nun das Lager der Investoren wieder verstärkt auf die Nachfrageseite zurück. Die bereits vor der Coronakrise positive Preistendenz seit November 2018 wird durch die explodierenden Schulden und die dadurch in die akkommodierende Geldpolitik hineingezwungenen Notenbanken noch verstärkt. Zudem droht Silber aufgrund der massiven Investorennachfrage ein signifikantes Angebotsdefizit. Auch deshalb, weil die Produktion der Silberminen, bedingt durch die Covid-19-Einschränkungen, in diesem Jahr um ca. 5 Prozent rückläufig sein wird. Das Gesamtangebot wird um 4 Prozent geringer geschätzt. Die Gesamtnachfrage, inklusive Industrie, Schmuck und Silbergeschirr, soll um lediglich drei Prozent schrumpfen. Dies ist eine insgesamt günstige Angebots-Nachfrage-Situation im Jahr 2020 für die weitere Entwicklung beim Silberpreis.
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