Der Ölpreis reagierte jüngst erstaunlich auf die veröffentlichten Daten zu den Lagerbeständen für Öl in den USA. Gestern sprachen wir über die Vorläufer-Daten (API), die einen überraschenden Anstieg der Lagermengen zeigten. Dann gestern Nachmittag um 17 Uhr deutscher Zeit wurden die offiziellen Lagerdaten veröffentlicht. Bei Erwartungen von -2 Millionen Barrels im Wochenvergleich stiegen sie um 7,9 Millionen Barrels. Bei so einer Nachricht hätte der Ölpreis eigentlich fallen müssen. Aber hatte der Markt diesen Anstieg doch schon eingepreist, nach den API-Daten vom Vorabend?
Ölpreis reagiert unerwartet
Und dann kurz nach 17 Uhr gestern? Der Ölpreis stieg deutlich an, völlig entgegen dem, was bei deutlich steigenden Lagermengen (mehr Angebotsmenge, die nicht von Raffinerien abgenommen wird) zu erwarten ist. Ab ca 17:30 Uhr ging es aufwärts. Von 32,70 stieg WTI-Öl gestern Abend auf bis zu 34,19 Dollar! Das kann man als Stärke im Ölmarkt interpretieren, oder auch nach dem Motto: “War ja nicht schlimmer als bei den API-Daten”, wir kaufen trotzdem? Bis jetzt hat sich der Ölpreis wieder entspannt auf 32,98 Dollar, und hat damit seinen überraschenden Zuwachs von gestern Nachmittag wieder verloren. Die gestrigen Daten der US-Energiebehörde hätten laut Analysten gezeigt, dass die Treibstoffnachfrage in den USA schwach geblieben ist, auch nachdem verschiedene US-Bundesstaaten Beschränkungen aufhoben, die sie zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie verhängt hatten.
Achtung, heute spricht Donald Trump
Achtung. Nachdem China gestern wie erwartet sein Sicherheitsgesetz verabschiedet hat, wartet heute nun der gesamte Kapitalmarkt auf Donald Trump. Man geht davon aus, dass es Sanktionen (welcher Art auch immer) gegen China geben wird. Dies könnte den Ölpreis, der ja immer noch robust auf hohen Niveaus notiert, zum Abrutschen bringen! Die Aktienmärkte könnten ebenfalls deutlich fallen, und der Goldpreis steigen. Aber man weiß ja nie. Bleibt Trump bei einigen kleinen mauen Sanktionen zum Beispiel gegen chinesische Unternehmen oder Politiker, entfällt der Kursrutsch dann? Wir lassen hier mal einen aktuellen Kommentar für sich sprechen, und zwar von Milan Cutkovic, Marktanalyst bei AxiTrader. Zitat:
US-Präsident Trump will heute als Antwort auf das Sicherheitsgesetz für Hongkong Sanktionen gegen China ankündigen. Es deutet alles auf darauf hin, dass sich die Beziehungen zwischen Washington und Peking damit weiter verschlechtern werden. Dies könnte auch den Handelsdeal bedrohen und schürt so die Angst vor einer Neuauflage des Handelskonflikts der vergangenen zwei Jahre. Die Anleger warten nun gespannt auf Trumps Pressekonferenz, um besser einschätzen zu können, ob die jüngsten Schritte gegen Peking den Handelsdeal ernsthaft in Gefahr bringen können.
Analystenkommentar zu Öl
Ipek Ozkardeskaya von Swissquote sagt aktuell, dass WTI-Öl nach der überraschenden Aufstockung der US-Ölbestände in der vergangenen Woche stottert. Die jüngsten EIA-Daten zeigten, dass die US-Lagerbestände in der vergangenen Woche um 7,9 Millionen Barrel anstiegen, während Analysten einen Rückgang um 2,5 Millionen Barrel feststellten, was den Appetit auf eine Dynamik von geringerem Angebot und besserer Nachfrage dämpfte. Shorties würden in einer Art Hinterhalt darauf warten ab höheren Kursen bei 35 Dollar auf fallende Kurse setzen zu können. Wir könnten im Ölpreis möglicherweise einen weiteren Rückzug in Richtung der $32/30-Unterstützungszone erleben, so Ipek Ozkardeskaya.
WTI Ölpreis seit Anfang der Woche.
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