Wie schon bei den letzten Notmaßnahmen der US-Notenbank zur Rettung des Repo-Marktes, könnte auch der Coronavirus die Fed zu außerordentlichen Maßnahmen zwingen.
Coronavirus beschleunigt die ohnehin notwendige Fortsetzung der US-Zinssenkungsserie
Es ist gerade viereinhalb Monate her, als die Fed außerhalb ihrer turnusmäßigen Sitzungen die größten Gelddruckmaßnahmen ihrer Geschichte beschloss. Am 18. September 2019 fand ein offizielles FOMC-Meeting statt, anlässlich dessen die Fed den US-Leitzins auf das jetzige Niveau abgesenkte. Seitdem liegt die sogenannte US Fed Funds Rate in einem Zinsband zwischen 1,5 und 1,75 Prozent (effektiv aktuell bei 1,55 Prozent). Doch der Leitzins könnte schneller noch weiter fallen, als die Wall Street dies gemäß den Fed Fund Futures momentan für möglich erachtet. Noch vor einer Woche lag die Wahrscheinlichkeit für eine Zinssenkung am 29. April bei 12,4 Prozent, gestern bei 27,4 Prozent und aktuell bei 31,6 Prozent. Bereits vorher schon, nämlich am 18. März, findet ebenfalls eine reguläre Offenmarktsitzung (FOMC) statt. Für dieses Meeetiung rechnen momentan jedoch nur 17,7 Prozent mit einer weiteren Zinssenkung, nach nur 3,8 Prozent vor einer Woche.
Als die US-Notenbanker das letzte Mal die Zinsen senkten, geschah dies um Umfeld der eskalierenden Liquiditätskrise am US-Repo-Markt. Doch über das übliche Statement zur Lage der Wirtschaft und die Begründung zur Zinsentscheidung hinaus vernahm man nichts von der heraufziehenden Dauerkrise am US-Geldmarkt von dem Präsidenten der US-Notenbank Jerome Powell. Nur zwei Tage nach dem regulären Meeting, im medialen Windschatten der Handelsgespräche zwischen China und den USA in Washington, beschlossen die Damen und Herren Fed-Gouverneuren dann das größte Gelddruckprogramm in der Geschichte des US Federal Reserve Systems, auch bekannt als „Non-QE-Program“. Dieses mittlerweile weiter aufgestockte Programm umfasste damals Rekordinterventionen am US-Repo-Markt im Volumen von 75 Mrd. US-Dollar, täglich revolvierend, plus ein Staatsanleihekaufprogramm im Volumen von 60 Mrd. US-Dollar pro Monat, das im Oktober 2019 startete.
Was sollte also die US-Notenbanker an der 20th Street/Constitution Avenue in Washington daran hindern, erneut auf eine Notlage zu reagieren und geldpolitische Maßnahmen außerhalb einer ordentlich anberaumten Sitzung zu beschließen. Zumal das nächste FOMC-Meeting noch ganze sechs Wochen entfernt ist. Sechs Wochen, in den an den Märkten die Tsunami-Welle, die der Coronavirus auch ökonomisch auslöst, in Form von enttäuschenden Frühindikatoren und stark ansteigender Risikoaversion ankommen dürfte. Einen Vorgeschmack bildet diesbezüglich der massive Einbruch bei den internationalen Frachtraten: Der Baltic Dry Index befindet sich aktuell bereits im freien Fall und verliert heute nochmals über 5 Prozent auf 489 Punkte. Anfang September letzten Jahres stand der Index noch bei 2.499 Punkten.
Aktienmärkte als Achillesferse
Auch der Aktienmarkt gerät langsam in Anbetracht der Entwicklungen um den Coronavirus aus China in Panik. Schien es noch vor einer Woche kein Halten mehr für die Kurse nach oben zu geben, nimmt der Verkaufsdruck nun spürbar von Tag zu Tag zu. Noch am 22. und 24. Januar schickte sich der 30 Werte umfassende Deutsche Aktienleitindex DAX Performance Index an, die bisherigen Rekordstände von vor genau zwei Jahren zu überbieten. Doch nun sieht es zumindest kurzfristigen nach einem lang gezogenen Doppel-Top im Chart aus. Selbst in den USA werden die „Teflon“-Märkte anfällig für negative Nachrichten und die Volatilität des S&P 500 (VIX) sprang innerhalb weniger Tage um über 50 Prozent nach oben.
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