Am vergangenen Monat wurden in der Stadt Wuhan in der chinesischen Provinz Hubei vermehrt schwere Lungenentzündungen mit unbekannter Ursache festgestellt. Am 7. Januar wurde erstmals bekannt gegeben, dass es sich bei dem Krankheitserreger um ein bis dahin unbekanntes Virus handle. Es kann bei einzelnen Spezies relativ leicht die Artenbarriere überwinden. Insbesondere Schlagen, Geflügel und Säugetiere werden aktuell als Hauptwirt diskutiert. Anfänglich waren vor allem Verkäufer und Händler des lokalen Spezialitätenmarktes infiziert. Das Virus breitet sich seit Mitte des Monats in der ganzen Provinz und zuletzt auch international aus. Eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung wurde allerdings erst am 20. Januar durch die chinesische Gesundheitskommission bestätigt.
Stand heute (31.01.2020) wurden in China offiziell fast 10.000 Erkrankte gezählt und es gibt bislang über 200 Todesopfer zu beklagen. Außerhalb der Volksrepublik gibt es unter anderem auch in Thailand, Japan, Singapur, Malaysia, den USA, Australien oder auch Südkorea Erkrankte mit dem neuen Virus. In Europa wurden auch in Frankreich vier Fälle bestätigt. In Deutschland sind seit Dienstag fünf Mitarbeiter der Firma Webasto bestätigt, die sich während ihres China-Aufenthaltes angesteckt haben.
Parallelen zu anderen Epidemien aus der Vergangenheit
Es ist nicht die erste Epidemie, die Anleger verunsichert und Spuren am Kapitalmarkt hinterlässt. 2014 bis 2016 grassierte die Ebola-Epidemie. Aufgrund des gleichen Ursprunglandes ähnelt allerdings der SARS-Ausbruch 2002 vermutlich noch stärker an die aktuelle Situation. Auch damals verbreitete sich die Krankheit rund um den Erdball, Deutschland blieb damals verschont, wohingegen in der Schweiz und in Irland jeweils ein Krankheitsfall gemeldet wurden, in den USA gab es damals sogar Todesfälle. Die Weltgesundheitsorganisation WHO gab im Frühjahr 2003 eine globale Krisenwarnung ab. Damals reagierten die weltweiten Börsen mit hohen, teilweise zweistelligen Kursverlusten und das Wirtschaftswachstum in China fiel temporär um rund ein Prozent.
China reagiert mit drastischen Maßnahmen
Das Corona-Virus entscheidet sich von SARS dahingehend, dass eine Übertragung bzw. Infektion bereits während der Inkubationszeit möglich ist. Dies ist das heimtückische an diesem neuartigen Virus. Doch China greift zu drastischen Maßnahmen, um die Ausbreitung einzudämmen. Die Millionenstadt Wuhan sowie die umliegende Provinz Hubei sind regelrecht von der Außenwelt abgeschnitten. Und die WHO hat am Donnerstag wegen des Virus den internationalen Gesundheitsnotstand ausgerufen und hofft somit auf massive Anstrengungen aller anderen Länder, der Ausbreitung entgegen zu treten. An dieser Stelle möchten wir allerdings auch einmal darauf hinweisen, dass laut WHO-Weltgesundheitsbericht 2018 rund 1,5 Millionen Menschen weltweit an Tuberkolose starben und über 405.000 Menschen starben an Malaria. Dass die Presse, die Börse oder die Menschheit deshalb in Aufruhr gerät, ist uns nicht bekannt. Daher muss man mit Blick auf die kommenden Jahre davon ausgehen, dass sich, sollte in einigen Monaten ein Impfstoff gefunden werden, auch beim Corona-Virus irgendwann ein „Gewöhnungseffekt“ einsetzt.
Droht uns eine Wiederholung der Marktentwicklung aus 2002/2003?
Ende der letzten Woche mussten die weltweiten Aktienmärkte zunächst stärkere Kursverluste hinnehmen. So verlor der amerikanische Leitindex S&P 500 am Freitag 0,9% und am Montag nochmals 1,6%. Die zunehmende Risikoaversion lässt Anleger vermehrt wieder in „sichere Häfen“ steuern. Staatsanleihen in den USA und Deutschland sind gefragt: Die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen sank zuletzt bis auf ein Niveau von 1,57% und verzeichnete damit den niedrigsten Stand seit Oktober 2019. Die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen sank von -0,22 % Ende vorletzter Woche auf aktuell -0,37 %. Rufen wir uns an dieser Stelle ins Gedächtnis, wie die Aktienbörsen sich 2002 / 2003 verhalten haben. Wir haben hierfür die drei Aktienindizes Hang Seng, MSCI Emerging Markets sowie DAX30 nebeneinander gelegt, der „SARS-Zeitraum“ ist weiß markiert:
Ein Vergleich der Kapitalmarktentwicklung 2002 und heute ist jedoch wenig zielführend, da sich, entgegen der heutigen Situation, die Kapitalmärkte in einem Bärenmarkt befanden. Themen wie der Irak-Krieg, einer konjunkturellen Flaute in Europa und sowie die damals noch spürbaren Auswirkungen des Platzens der Technologieblase im Jahr 2000 setzten den Märkten bereits stark zu. Es waren daher kaum Aktienkäufer zu finden, welche fallende Kurse zum Neueinstieg genutzt hätten. Aktuell befinden wir uns hingegen seit über einem Jahrzehnt im „Bullenmarkt“, zuletzt sogar mit einem durchaus parabolischen Anstieg. Es war eine regelrechte Euphorie an den Märkten zu beobachten. Die Corona-Epidemie war damit derzeit lediglich ein Auslöser für Kursrückgänge, die ohnehin notwendig waren – der Aktienmarkt war reif dafür. Dennoch bleibt der Anlagedruck bei Investoren angesichts des Niedrigzinsumfelds vorhanden.
Unsere Einschätzung
Dass die Corona-Epidemie Auswirkungen auf konjunkturelle Frühindikatoren in China haben wird, ist sehr wahrscheinlich. Daher sind die Aktienbörsen bereits nervös. Sollten die Maßnahmen zur Eindämmung der weiteren Ausbreitung in den kommenden Wochen allerdings greifen, ist wohl lediglich von einer vorübergehenden Abschwächung auszugehen, welche dann den Börsen-Zug nicht nachhaltig stoppen sollte.
Bei einer fortdauernden Verbreitung des Virus ist hingegen eine signifikante und anhaltende Schwächung des Wirtschaftswachstums Chinas zu erwarten und in diesem Fall sollten die Kursrückgänge in einer längeren und ausgedehnteren Korrektur münden.
Quellen: Bloomberg, W&W Assetmanagement GmbH , Bielmeiers Blog, Die Welt, www.who.int
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