Schon mal was von „The Big Short“ gehört? Haben Sie jemals genau verstanden, wie die Finanzkrise 2008 überhaupt entstehen konnte? Selbst die „hohe deutsche Politik“ sprach ja davon, dass die Finanzkrise 2008 durch die Pleite von Lehman Brothers ausgelöst wurde. Was für ein Quatsch. Lehman war nicht Auslöser der Finanzkrise, Lehman war eines der Resultate der Finanzkrise, die schon Jahre vorher begonnen hatte. Durch die Lehman-Pleite wurde die Finanzkrise bloß erst für die breite Öffentlichkeit sichtbar.
„The Big Short“ – die Wette auf den Systemcrash
Einfachen Amerikanern mit schlechten Jobs oder sogar Arbeitslosen wurden Hauskredite mit horrenden Zinssätzen aufgeschwatzt. Wertlose Hypotheken wurden als gigantische Pakete kreuz und quer durch das Finanzsystem gejagt. Einige ganz wenige „relativ kleine“ Investoren erkannten, dass dieser Häusermarkt faul war, und baten die großen Banken darum, gegen den Häusermarkt wetten zu dürfen – wodurch Derivate geschaffen wurden, mit denen man auf den Crash am US-Immobilienmarkt wetten konnte.
Diese Spekulanten hatten mit der Krise selbst nichts zu tun. Sie hatten sie lediglich als Erste erkannt, und verdienten nach Ausbruch der Finanzkrise am Immobiliencrash Milliarden. Vereinfacht gesagt: Könnten Sie eine Feuerversicherung auf das Haus ihres Nachbarn abschließen, und dessen Haus brennt ab, verdienen sie gutes Geld damit, wenn die Versicherung bezahlt. So ungefähr lief das auch kurz vor dem öffentlich sichtbaren Ausbruch der Finanzkrise 2008 ab. In keinem anderen Film (meine Meinung) wurde diese Thematik jemals so einfach und anschaulich dargestellt wie im Film „The Big Short“ aus dem Jahr 2015.
The Big Short bedeutet auf dieses Thema bezogen sinngemäß übersetzt „Die große Wette auf den Crash“. Wäre es wichtig dem deutschen TV-Konsumenten dieses Thema mal begreiflich zu machen? Denn die breite Masse der Menschen hat wohl auch heute keine Ahnung, was damals überhaupt genau passierte. Kein Witz… so ein Film und dazu auch Filme wie „Margin Call“ mit Kevin Spacey und Demi Moore (zeigte den damaligen Ablauf in einer Investmentbank) könnten einer großen Masse an Menschen, die mit der Thematik gar nichts am Hut haben, die Abläufe einfach und anschaulich erklären.
Nächtliche Ausstrahlung in der ARD
Das wäre im Sinne des „Bildungsauftrags“ der ARD doch genau der richtige Film gewesen, um ihn sagen wir mal an einem Montag um 20:15 Uhr direkt nach der Tagesschau auszustrahlen? Aber nein… die ARD schaffte es den Film „The Big Short“ doch tatsächlich gestern um 23:35 Uhr auszustrahlen. Dazu gab es negative Kommentare von potenziellen Zuschauern. Dazu, dass die ARD den Film nicht online in ihrer Mediathek zur Verfügung stellt (Verleih-rechtliche Gründe?), sagt die ARD „Ein Angebot in der Mediathek ist leider nicht möglich.“
Tja, was lief denn gestern stattdessen um 20:15 Uhr in der ARD? Polizeiruf 110. Und heute am Montag 20:15 Uhr? Da beglückt die ARD die nach Bildung und Demokratie-Informationen gierenden Zuschauer mit der Sendung „2019 – das Quiz“. Amen und Halleluja, möchte man da sagen. Die ARD wird ihrem Bildungsauftrag wirklich gerecht! (Sarkasmus) Sicher haben heute Nacht Millionen von Menschen bis 2 Uhr in der Früh „The Big Short“ noch in der ARD geschaut? Verschwörungstheorie? Möchte eine böse dunkle Macht dem dummen deutschen Michel diese wichtige Sicht auf den Finanzmarkt vorenthalten? Nein, daran glaube ich natürlich nicht.
Es ist letztlich wohl viel einfacher. Die Entscheider über das TV-Programm bei der ARD werden sich wohl einfach gesagt haben, dass sich die Masse der TV-Zuschauer für diese Materie nicht interessiert. Also ab damit ins Nachtprogramm. Denn die Zuschauer möchten doch lieber mit sanften Quiz-Schows, Gesangssendungen und anderen lustigen und seichten Glücksformaten berieselt werden? Wer interessiert sich schon für die letzte oder die nächste Finanzkrise? Richtig, niemand. Wichtiger sind Promi-Shows, Helene Fischer, Silvester Galas und die große Glückseligkeit.
Sie wollen „The Big Short“ doch noch sehen? Dann müssen sie entweder hoffen, dass irgendwann in ferner Zukunft erneut zu Grusel-Zeiten eine Ausstrahlung in frei zugänglichen Sendern erfolgt, oder sie müssen sich in Pay TV-Formaten rumtreiben oder gleich die DVD kaufen. Aber wir sind hier nicht fürs Marketing zuständig. Wir wollen Sie natürlich nicht dazu animieren irgendetwas käuflich zu erwerben.
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