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Ein Blick auf die deutsche Konjunktur im nächsten Jahr

Wie passt das zusammen? Deutschland wird in diesem Jahr nur ein Wachstum von etwa 0,5 Prozent aufweisen können, zwischenzeitlich bestand für die Konjunktur sogar die Gefahr des Abgleitens in eine technische Rezession, und dennoch steht der Dax derzeit nur wenig unter seinem Höchststand vom Januar 2018. Die deutsche Wirtschaft wächst nur noch so schwach wie zu Zeiten der Eurokrise 2012/2013 und dennoch fallen die Notierungen nicht. Man preist ein Wachstum ein, welches aber zu einem großen Teil auf statistische Effekte zurückzuführen ist. Auffallend ist jedoch die jüngste Kursentwicklung des Dax. Er steht seit zwei Monaten trotz internationaler Kursrally auf der Stelle.

Dax und Ifo im Rückblick

Der deutsche Leitindex sowie der Ifo-Index gelten als Frühindikatoren für die Wirtschaftsentwicklung, mit einem Vorlauf von zwei bis drei Quartalen (Dax), beziehungsweise sechs Monaten (Ifo). Beide Indikatoren erreichten zum Jahreswechsel 2017/2018 ihren Höhepunkt. Während die Welt von einem synchronen Wirtschaftsaufschwung ausging, brachen beide Barometer ein. Natürlich spielten die USA mit ihrer Zinspolitik (monetäre Bremsung) eine entscheidende Rolle, aber die Wirtschaftsdaten verschlechterten sich auch von Quartal zu Quartal. Die großen Indizes fielen im Dezember 2018 auf ihre Tiefstände, um sich nach der „dovishen“ Wende der Fed drastisch zu erholen. Man preiste eine bevorstehende Rezession aus, was sich ein gutes halbes Jahr später auch bestätigte. Auch der Ifo-Index steht mittlerweile auf einem Sechsmonatshoch, allerdings noch deutlich unter seinen Hochständen von vor zwei Jahren. Der Dax tritt trotz Jahresendrally aber seit acht Wochen auf der Stelle. Worauf deutet diese Frühindikation hin? Hier ein paar konjunkturelle Daten.

2020, ein besonderes Arbeitsjahr

Volkswirtschaftliche Analysen gehen derzeit davon aus, dass das deutsche Bruttoinlandsprodukt 2020 saison- und kalenderbereinigt um etwa 0,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr wachsen wird. Dies ist eine Steigerung gegenüber 2019, die offiziell mit 1,1 Prozent sogar deutlich höher ausfallen könnte, weil es im nächsten Jahr je nach Bundesland zwischen drei und fünf Arbeitstage mehr geben wird. Dieser Kalendereffekt überdeckt aber die grundsätzliche konjunkturelle Schwäche unserer Exportwirtschaft, die nach wie vor vom Handelsstreit zwischen den USA und China und dessen Langfristfolgen geprägt ist.

Die volkswirtschaftlichen Rahmendaten

Deutschland ist eines der großen Opfer der Deglobalsierungstendenz im Welthandel, verstärkt durch diverse Zollkriege. Der von Donald Trump im Frühjahr 2018 initiierte Handelsstreit hinterlässt seine Spuren in Deutschlands Bruttoinlandsprodukt. Er hat aber in den letzten Wochen an Abwärtsdynamik verloren, durch die vielbeschriebenen Zwänge beider Kontrahenten (Wahltaktik 2020, Abschwächung der Exportwirtschaft in China). Dies wird auch an der seltsamen Entwicklung im Phase 1-Deal und dem Stopp bei der Einführung neuer Zölle ersichtlich.

Die von mir in den letzten Wochen beschriebene Stabilisierung der Frühindikatoren (Ifo, DIW-Barometer, Einkaufsmanagerindizes) deutet darauf hin, dass es zu etwas mehr Dynamik in der Konjunktur des verarbeitenden Gewerbes kommen könnte. Die Unternehmensentwicklung steht aber insgesamt noch auf sehr wackligen Beinen. Der Auftragsschwund lässt kaum größere Ausfuhren oder Ausrüstungsinvestitionen für 2020 erwarten. Die Auslandsbestellungen liegen derzeit über fünf Prozent unter denen des Vorjahres. Dass die Exporte in diesem Jahr in Summa doch etwas zugelegt haben werden, lag vor allem an den hohen Auftragsbeständen des Vorjahres mit einer Reichweite von über einem halben Jahr. Auch die inländischen Auftragseingänge für Investitionsgüterhersteller stehen in diesem Jahr rund drei Prozent unter dem Vorjahresniveau.

Auch wenn sich der größte Teil des Handels in der Eurozone abspielt, so sind die USA und China für unsere Wirtschaft doch mehr als nur ein Zünglein an der Waage. Die deutsche Wirtschaft tut sich erkennbar schwer für eine Positionierung im Handelsstreit. Beide Märkte sind zu wichtig, um es sich mit einer Wirtschaftszone zu verscherzen. Deshalb war der deutsche Dax immer Leittragender bei jeder Verschärfung im Handelskrieg, andererseits hatte er seit Mitte August zunächst von den Tönen der Entspannung am meisten profitieren können (Dax-Anstieg von 11400 auf 13400 Punkte von August bis November). Aber wie erwähnt, seit Anfang November geht es mit dem Dax nicht mehr weiter nach oben.

Konsum, Löhne und Arbeitsmarkt, die Stabilisatoren für die Konjunktur

Während sich die deutsche Industrie bereits seit einigen Quartalen in einer Rezession befindet, hält sich die deutsche Konjunktur insgesamt „über Wasser“. Ursache ist der private Verbrauch mit seinem 50 Prozent-Anteil am Bruttoinlandsprodukt, der sich in den vergangenen Jahren zu einer Stütze des deutschen Wirtschaftswachstums gemausert hat. So auch in diesem Jahr, in dem die Konsumausgaben gegenüber 2018 um 1,5 Prozent zulegen werden.

Der deutsche Konsument ist zwar deutlich zurückhaltender als der amerikanische Verbraucher mit seinen Kreditkartenorgien, aber der bisher erstaunlich robuste Arbeitsmarkt in Kombination mit hohen Lohn- und Rentenzuwächsen sorgten für eine ordentliche Konsumlaune der privaten Haushalte. Begleitet von einer niedrigen Inflationsrate, die für eine gestiegene Kaufkraft der Bürger gesorgt hat.

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