Die am Wochenende im Auftrag des Handelsblatts regelmäßig durchgeführte Umfrage zum Sentiment der Anleger für Aktien im Dax brachte als Ergebnis, dass die Chancen für eine Jahresendrally – oder besser für eine Weihnachts-Rally – gesunken sind. Bereits der erste Handelstag im Monat Dezember scheint diese Auswertung zu bestätigen: die befragten Investoren zeigen sich zu nämlich ziemlich selbstzufrieden.
Die Gründe für den gestrigen Abverkauf bei Aktien
In der aktuellen Auswertung der wöchentlichen Umfrage des Leiters des Sentimentdienstes AnimusX, Stephan Heibel, kam dieser zu der Erkenntnis, dass die befragten Teilnehmer stark mit einer Jahresendrally rechnen. Deshalb seien sie bereits voll in Aktien investiert und fielen daher als künftige Käufer aus. Soweit die Theorie. Dass diese aber derzeit recht gut die Realität abbildet, beweisen Heibels Vorhersagen der letzten Wochen, in denen er von einer Seitwärtsbewegung ausging – was der Dax seit drei Wochen mittlerweile auch so vollzogen hat.
Das grundlegende Problem bei Aktien im Dax ist, dass sie sich mehrheitlich in ausländischer Hand befinden – man denke nur an die Investitionsquote des Fonds-Riesen BlackRock, der bereits bei acht Dax-Unternehmen größter Einzelaktionär ist. Von dieser Seite müsste neues Kapital fließen – oder auch von deutscher institutioneller Seite. Die Profis haben noch eine vergleichsweise moderate Investitionsquote und zudem ihre Wetten auf steigende Kurse zurückgefahren.
Wobei wir einmal mehr beim Thema „Window Dressing“ wären, was nicht nur für die USA, sondern auch für Deutschland gilt: Am Jahresende eines erfolgreichen Börsenjahres kaufen Fondsmanager die erfolgreichen Aktien des Jahres, um sie im Jahresbericht vorzeigen zu können. Allerdings gilt das nur bei erfolgreichen Perioden – siehe dagegen die Verhaltensmuster beim Abverkauf im Dezember 2018.
Weitere Signale:
Der von AnimusX kreierte Fünfwochendurchschnitt des Sentiments zeigt weiterhin eine große Höhe an, was nicht für steigende Kurse spricht.
Heibel spricht vom derzeitigen Risiko negativer Meldungen, die nach dem 25-Prozentanstieg sofort zu Gewinnmitnahmen führen können – was wir nach dem sonntäglichen Befragungsschluss bereits am Montag sehen konnten. Allerdings glaubt Heibel nicht an einen größeren Einbruch, denn dann würde die Federal Reserve sofort „Gewehr bei Fuß stehen“.
Insgesamt habe sich die Anlegerstimmung im Vergleich zu den Vorwochen wenig verändert, anders als vor vier Wochen, als die Stimmung noch richtig euphorisch war. Inzwischen ist etwas Abkühlung eingekehrt. Ein scharfer kurzer Einbruch könnte die noch an der Seitenlinie stehenden Professionellen in den Markt spülen, für den Experten so etwas wie ein Auffangnetz – wo wir auch wieder bei FOMO wären. Haben wir so einen Einbruch am Montag schon gesehen, oder war es nur der Start zu mehr? Der heutige, gerne als Turnaround Tuesday bezeichnete Handelstag, wird Aufschluss darüber geben.
Das derzeitige Problem im Dax sind die Privatanleger, die eine so hohe Investitionsquote aufweisen, wie es nur in zehn Prozent der Zeit seit 2014 der Fall war. Von dieser Seite dürfte kein neues Pulver kommen, dies ist auch das Fazit der Investmentberatungsfirma Sentix, die in ihrer wöchentlichen Umfrage auf eine ähnliche Stimmungslage kommt. „Ohne eine deutliche Stimmungsabkühlung wird es für den Markt schwer werden, den Bulltrend zu halten“, so der Tenor vor Börsenstart am Montag.
Das Euwax-Sentiment der Börse Stuttgart zeigt eine im November stark zurückgegangene Absicherungsneigung der Privatanleger an. Auch hier kann man schlussfolgern: Die Kleinen können für den nächste Schub dieser Rally nicht mehr mobilisiert werden, denn die sind schon dabei.
Das große Risiko neue Zölle
Auch der Sentimentexperte Heibel vertritt in puncto Handelsstreit eine ähnliche Auffassung wie FMW, indem er das Thema Zölle als ganz wichtigen Faktor herausstellt. Die Märkte haben bisher keine Eskalation in Form neuer Zollrunden eingepreist (weder gegenüber China noch gegenüber der EU) und müssten in einem solchen Fall heftig reagieren – mit Abverkäufen.
Kleines Fazit
Die derzeitigen Sentimentumfragen haben in ihrer Auswertung ziemlich genau auf einen Abverkauf wie am Montag hingewiesen. Ob das bereits schon ausreicht, um die euphorische Stimmung abzukühlen, werden wir bereits in den allernächsten Tagen sehen. Bis zum Schließen der Bücher ist es nicht mehr lange Zeit hin.
Der große Unsicherheits-Faktor ist der große Weißblonde aus den USA, die Börsen weltweit lauern auf die Äußerungen (Tweets) eines einzigen Politikers – so etwas hat man in den letzten Jahrzehnten nicht erlebt. Und nicht zu vergessen, es kommt auch noch der große Verfall (20.Dezember), am Ende eines ungewöhnlichen Börsenjahres..
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