US-Präsident Trump erzählte gestern beim Nato-Gipfel in London schon wieder seine Version der Dinge, wie sie sich entwickelt hätten! Als er am 22. Januar 2018 Zölle in Höhe von 30 Prozent auf chinesische Solarpanels und 20 bis 50 Prozent auf Waschmaschinen verhängte hat, war das der Beginn des schon fast zwei Jahre andauernden Handelskriegs zwischen der wirtschaftlichen Nummer eins und dem chinesischen Herausforderer.
An diesem Tag stand der Dow Jones bei 26214 Punkten. Selbst wenn man das Datum der ersten Drohung von 3. Januar 2018 heranzieht, stimmt seine Rechnung nicht. Da stand der Index bei 24922 Punkten. Wie der US-Präsident auf die Idee kommt, dass der Index seither um 21 Prozent gestiegen sei, entzieht sich der mathematischen Logik. Sein Hoch hatte der Dow Jones am 27. November mit 28147 Punkten erreicht. Erst gestern sprach er von den Rekordmarken am Aktienmarkt, deshalb habe er keine Eile einen Deal abzuschließen.
Momentan würden die USA „billions of billions of dollars“ an Zolleinnahmen durch die Chinesen generieren, die die Zölle bezahlen würden. Die Asiaten würden dafür gerade stehen, dass sie den USA jahrelang die Jobs gestohlen hätten. Zwar hatte die amerikanische Notenbank in einer Studie nachgewiesen, dass es die US-Unternehmen sowie die Verbraucher sind, die die erhöhten Abgaben bezahlen würden – aber diese Institution hat für den Präsidenten sowieso nicht den erforderlichen ökonomischen Sachverstand, sonst müssten die Leitzinsen im gegenwärtigen Inflationsumfeld schon bei 0 Prozent stehen.
Gestern stand der Dow Jones im Tief bei 27325 Punkten – also gerade einmal 1100 Punkte über dem Stand zu Beginn der Zollrunde.
Was ist der Grund für die aktuelle Hausse? Trump – oder Fed und Buybacks?
Im August, als die großen Sorgen über die weiteren Zölle den Markt in die Tiefe rissen, lag der Dow bereits schon deutlich unter dem Stand vom Beginn der Bezollungen, mit einem Tiefstand von 25497 Punkten. Nur die Zinssenkungen der Federal Reserve und der kommunizierte Fed-Put hievten den altwürdigen Index auf die Rekordhöhen – und nicht die Einnahmen im Handelsstreit.
Der große Push für die Aktienkurse seit Regierungsübernahme ging eindeutig von der von der Wall Street geforderten und dann von Trump auch gelieferten großen Steuerreform aus, die zudem das Billionen Dollar schwere Aktienrückkaufprogramm befeuerte.
Wer aus dem unmittelbaren Umfeld macht dem Präsidenten auf diese Sachlage aufmerksam? Vermutlich keiner, außer er hat Lust auf eine berufliche Umorientierung..
Neue Statistiken beim Nato-Gipfel
Im Übrigen begann der Natogipfel schon mit einem anderen Beispiel der Realitätsverzerrung durch den US-Präsidenten: Er berichtete Generalsekretär Stoltenberg, die USA zahlten 4,0 bis 4,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Verteidigung, während Deutschland nur 1,0 bis 1,2 bei einem deutlich niedrigeren BIP ausgeben würde. „Das ist nicht fair.“
Deutschland gab nach der offiziellen Nato-Statistik allerdings in diesem Jahr 1,38 Prozent des BIP für Verteidigung aus und die USA 3,42 Prozent.
Trump und Baron Münchhausen
Noch ein Wort zum „Witz des Jahres“, der Antwort Trumps auf eine Reporterfrage, er achte nicht auf den Dow Jones. Wie oft hat Trump in öffentlichen Reden betont, dass man die Qualität seiner Regierungsarbeit am Stand des Dow Jones zu messen habe? Und was haben die engeren Mitarbeiter festgestellt, die nicht mehr für ihn arbeiten? Er blicke in regelmäßigen Abständen auf sein Mobilfunkgerät, um den Stand seines Lieblingsindex zu checken.
Wie Markus Fugmann es schon ansprach: Dieser Präsident wird mit seinen alternativen Fakten in die Geschichtsbücher eingehen..
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