„Time for me is
double-edged: Every day brings me further from the low of my last cancer
relapse, but every day also brings me closer to the next cancer recurrence —
and eventually, death. Perhaps later than I think, but certainly sooner than I
desire.“
Paul Kalanithi[1]
Ein grosses Problem bei Krebserkrankungen sind Rückfälle
Unter einem Rückfall (Rezidiv) versteht man das erneute
Auftreten von Krebs nach der Behandlung. Ein Rückfall kann Wochen, Monate oder
gar Jahre nach der Behandlung des ursprünglichen Primärtumors auftreten. Ärzte
können nicht vorhersagen, ob der Krebs wiederkehren wird. Die Wahrscheinlichkeit
eines Rückfalls hängt von der Art des Primärtumors ab. Rückfälle treten auf,
weil nach der Behandlung kleinste Teile von Krebszellen im Körper verbleiben
können.
Bestimmte Krebsarten sind schwer zu behandeln und weisen
höhere Rückfallrisiken auf. Glioblastome (ein Gehirntumor) kehren
beispielsweise bei fast allen Patienten zurück – trotz Behandlung. Die
Rezidivquote bei Patientinnen mit Eierstockkrebs ist mit 85 % ebenfalls
sehr hoch. Weichteilsarkome treten bei rund der Hälfte der Patienten nach
adjuvanter Chemotherapie (Niedrigdosis-Erhaltungstherapie) erneut auf, und bei
den meisten Patienten, bei denen der Krebs erst in späten Stadien
diagnostiziert wird, liegt die Wahrscheinlichkeit eines Rückfalls bei nahezu
100 %. Bei Patienten mit Blasenkrebs liegt das Rückfallrisiko nach einer
Zystektomie bei 50 %, und bei Patienten mit Bauchspeicheldrüsenkrebs, die
sich einer Operation mit kurativer Intention unterziehen, beträgt die
Rezidivquote trotz adjuvanter Chemotherapie 36 bis 46 %.
Ein Test kann einen Rückfall erkennen, bevor sich der
Tumor erneut bildet
In der Vergangenheit bestand der Behandlungsstandard
zur Erkennung von Rückfällen bei Patienten darin, sie mithilfe regelmässiger
Scans auf Tumorrezidive zu überwachen. Das Problem besteht jedoch darin, dass
Krebs, sobald er einmal zurückgekehrt ist, höchstwahrscheinlich noch schwerer
zu behandeln sein wird, da er sich bereits verändert hat und gegen die Therapie
resistent geworden ist. Ein neuer, vielversprechender Ansatz ist die Suche nach
im Blut zirkulierender Tumor-DNA (circulating tumor DNA, ctDNA), die sich als Biomarkerkandidat für die Früherkennung von Krebsrezidiven
herausgestellt hat. Dabei wird dem Patienten Blut abgenommen und auf diese
ctDNA untersucht.
Im Rahmen einer Studie wurde beispielsweise ctDNA in
postoperativem Blut anhand tumorspezifischer Veränderungen überwacht. Dazu
wurden 25 Magenkarzinome mithilfe von Whole-Genome Sequencing (WGS) auf
individuelle, tumorspezifische Mutationen hin untersucht, die dann bis zu zwölf
Monate nach der Operation für den Nachweis von ctDNA im Blut verwendet wurden.
Bei 19 Proben wurden individuelle, tumorspezifische Veränderungen
festgestellt. Die durchschnittliche Vorlaufzeit, d. h. die
durchschnittliche Zeit zwischen einem positiven ctDNA-Nachweis und dem
Rückfall, betrug 4,05 Monate. Eine
innovative, neue Methode für den Nachweis von ctDNA im Blutplasma verspricht
eine massgeschneiderte, patientenspezifische Krebserkennung und führt die
Liquid Biopsy in eine neue Ära der personalisierten Medizin, in der
Krankheitsrückfälle potenziell bereits Monate vor der Röntgenbildgebung erkannt
werden können.
Die Leistungsfähigkeit der neuen ctDNA-Nachweismethode wurde
an mehreren Krebsarten, darunter Brust-, Blasen-, Darm- und nicht-kleinzelligem
Lungenkrebs, erfolgreich getestet; aktuell wird eine Wirksamkeitsstudie zur
Vorhersage von Rückfällen bei Patienten mit Nierenkrebs durchgeführt.
Daten zufolge, die im Rahmen der Jahresversammlung der
American Association for Cancer Research im Jahr 2018 in Chicago, Illinois,
vorgestellt wurden, können ctDNA-Analysen bei Patienten mit Blasenkrebs
«Informationen über das Ansprechen auf eine Behandlung liefern und
Krankheitsrückfälle bis zu 265 Tage früher erkennen als die
Röntgenbildgebung».
Eine weitere Studie unter 130 Darmkrebspatienten
entdeckte Rückfälle auf molekularer Ebene im Durchschnitt 7,9 Monate vor
dem klinischen Rezidiv.
Warum könnte die Früherkennung eines Tumorrezidivs
Rückfälle verhindern helfen?
Nehmen wir das Beispiel Brustkrebs: Einer laufenden Studie
zufolge ist die Wahrscheinlichkeit eines Rückfalls bei Frauen, in deren Blut
fünf Jahre nach der Brustkrebsdiagnose Krebszellen festgestellt wurden,
dreizehnmal höher als bei Frauen, bei denen dies nicht der Fall war.
Spielt es eine Rolle, ob die Rückkehr eines Tumors bereits
Monate im Voraus vorhergesagt wird? Höchstwahrscheinlich ja. Weiterführende
Studien werden zeigen, welche die besten Behandlungsmethoden sind, um das
Wiederauftreten von Krebs zu verhindern. In manchen Fällen reicht es vielleicht
schon aus, die Dosierung der Erhaltungstherapie zu erhöhen oder eine neue
Therapie einzuleiten, um die Anzahl der Krebszellen zu verringern, bevor sich
ein neuer Tumor bilden kann.
Ein Bluttest, der eindeutig auf ein erhöhtes Rückfallrisiko
hinweist, könnte zumindest Anlass für häufigere Arztbesuche sein, um anhand von
Röntgenuntersuchungen neue Tumore zu entdecken, solange sie noch klein sind und
keine Symptome hervorrufen.
Welche technologischen Herausforderungen
bestehen bei der Entwicklung eines blutbasierten Tests zur Früherkennung von
Krebsrezidiven?
Es ist nicht einfach, ctDNA im Blut zu finden. Da sucht man
sprichwörtlich nach der Nadel im Heuhaufen. Mithilfe des Next Generation
Sequencing zur Bestimmung der individuellen Tumoreigenschaften von Patienten
wurden jedoch vielversprechende Ergebnisse erzielt. In Verbindung mit
sensibleren Test-Assays sollten diese Untersuchungen die Vorlaufzeit zwischen
dem Nachweis im Blut und der tatsächlichen Rückkehr des Krebses als solider
Tumor verlängern.
[1]
Quelle: «Before I go, Time warps for a
young surgeon with metastatic lung cancer» [Bevor ich jetzt gehe: Was am Ende
wirklich zählt – Das Vermächtnis eines jungen Arztes], Paul Kalanithi,
http://stanmed.stanford.edu/2015spring/before-i-go.html,
Frühling 2015.
Den gesamten Equity Thematic Insights „Digitales
Gesundheitswesen“ können Sie sich hier im PDF-Format herunterladen.
Der Beitrag Credit Suisse AM: Digitales Gesundheitswesen als Investmentchance erschien zuerst auf Der Assetmanager.
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